Allgemeines zu Schnitt-/ Stichschutz und eine Übersicht zu Handschuhzertifizierungen
- Allgemeine Informationen
- DIN EN 420:2003
- DIN EN 388:2016
- DIN EN 13594:2015
- DIN EN 407:2004
- ASTM F 2878-10
Welchen Schutz bieten Handschuhe mit textiler Schnittschutzeinlage? (kein Kettengeflecht oder ähnliches Material)
Wir versuchen hier in einfacher Form zu erklären.
Im oberen Teil finden Sie Reiter die sämtliche Normen genauer Beschreiben. In diesem Teil wollen wir es bewusst einfach halten.
Zuerst Unterscheiden wir zwischen einem Partiellen Schnittschutz oder einem rundum Schnittschutz. Der Partielle Schnittschutz ist z.B. nur in der Handinnenfläche.
Der rundum Schnittschutz schützt von allen Seiten. Vorteil des partiellen Schnittschutzes ist das der Handschuh dünner und leichter ist, dafür ist man aber eben nicht an der ganzen Hand geschützt.
Zur Feststellung der Leistungsfähigkeit gibt es eine industrielle Norm mit entsprechenden Testungen - die DIN EN388:2016. Dabei werden neben der Weiterreiß- und Abriebfestigkeit auch die schnitt- und stichhemmende Wirkung mittels definierter Klinge und Nagel ermittelt. Wichtig hierbei, es gibt zwei Tests für die Schnittfestigkeit. Der COUP-Test ist für Einsatzszenarien kaum relevant. Häufig wird er mit X bewertet, das kann verschiedene Gründe haben, z.B. übertroffen oder nicht getestet.
Für den Dienst ist hauptsächlich der TDM-Test relevant, da nur hier mit einer schneidenden Klinge getestet wird.
Schnittschutz:
Schutzkategorie A = minimaler Schutzfaktor
Schutzkategorie B = moderater Schutzfaktor
Schutzkategorie C = guter Schutzfaktor
Schutzkategorie D = sehr guter Schutzfaktor
Schutzkategorie E = hoher Schutzfaktor
Schutzkategorie F = aktuell höchstmöglicher Schutzfaktor
Stichschutz:
Achtung: Für diesen Test wird ein Nagel verwendet das entspricht nicht den Anforderungen an eine Injektionsnadel. Injektionsnadeln sind als viel gefährlicher einzustufen.
Schutzklasse: 1-4
Es gibt einen Test für Injektionsnadeln
entsprechend getestete Handschuhe sind mit folgenden Symbol gekennzeichnet:
Das ist der ASTM F 2878-10 oder ASTM F 2878-19
Die Kategorien reichen von 0 – 5 wobei die hohen Kategorien kaum erreicht werden. Wir haben Modelle in Kategorie 2 was einer Kraft von ca. 4 Newtonmeter entspricht und einen guten Level für den Dienst darstellt ohne, dass der Handschuh zu dick wird und man nichts mehr fühlt.
Alle Handschuhe mit textiler Schnittschutzeinlage sind schnitt- und stichhemmend aber nicht schnitt- oder stichsicher!
Die Norm EN 420:2003 definiert die allgemeinen Anforderungen, Prüfverfahren und Kennzeichnung von Schutzhandschuhen. Durch diese Zertifizierung wird unter anderem sichergestellt, dass sich die verwendeten Materialien und Stoffe, sowie deren Verarbeitung, nicht negativ auf die Gesundheit des Trägers auswirken.
Zusätzlich werden Schutzhandschuhe im Rahmen der EN 420:2003 auf folgende Eigenschaften geprüft:
- Ergonomie und Tragekomfort
- Materialzusammensetzung sowie Kennzeichnung
- Widerstand des Handschuhmaterials gegen Wasserdurchdringung
- Leichtigkeit und Stabilität des Handschuhmaterials
Sofern ein Handschuh die Anforderungen an diese Norm erfolgreich besteht, erfolgt eine Kennzeichnung anhand des EN 420 Logos.
Damit ein Handschuh gemäß nach EN 388:2016 zertifiziert werden kann, muss er zunächst erfolgreich auf die allgemeinen Anforderungen der EN 420 geprüft werden.
Vorab möchten wir Sie darüber informieren, dass sämtliche Schutzhandschuhe lediglich schnitt- und stichhemmend sind! Schutzhandschuhe bieten KEINEN absoluten Schutz vor Schnitt- oder Sticheinwirkungen!
Die Norm EN 388:2016 definiert die Anforderungen, die einzelnen Prüfverfahren und die Kennzeichnung von Schutzhandschuhen gegen mechanische Risiken. Anhand dieser Zertifizierung wird das jeweilige Handschuhmodell auf Abriebfestigkeit, Schnittfestigkeit, Weiterreißfestigkeit und Durchstichfestigkeit geprüft.
Die dabei erzielten Werte werden in Kategorien klassifiziert und können mit der Hilfe des Piktogramms (Hinweisschild mit Hammer) abgelesen werden.
Hierbei gilt der Grundsatz: Je höher die Kategorie, desto besser der Schutz!
Testverfahren und Wertungen der DIN 388:2016 im Überblick
Um Ihnen die einzelnen Wertungen und Prüfverfahren genauer zu erläutern, beziehen wir uns im unten abgebildeten Beispiel auf die Werte unseres Handschuhs COP® CR214TS.
Abriebfestigkeit: Kategorie 2
Prüfverfahren:
Eine rotierende Scheibe, die mit Schleifpapier versehen ist, scheuert über das Handschuhmaterial.
Es wird ermittelt, wie viele Zyklen erforderlich sind, bis das Material durchscheuert.
Kategorie 0: 0 bis 99 Zyklen
Kategorie 1: 100 bis 499 Zyklen
Kategorie 2: 500 bis 1999 Zyklen
Kategorie 3: 2000 bis 7999 Zyklen
Kategorie 4: 8000 Zyklen oder mehr
Schnittfestigkeit (COUP-Test): Kategorie 3
Prüfverfahren:
Ein rotierendes Kreismesser schneidet mit gleichbleibender Geschwindigkeit und konstanter Kraft (5 Newton) über das Handschuhmaterial. Das Ergebnis wird zur Vereinfachung mit einem Index-Wert angegeben. Dieser Wert setzt sich aus der Anzahl der Zyklen zusammen, die erforderlich sind, um das Material zu durchschneiden sowie aus dem Abnutzungsgrad der verwendeten Klinge.
Kategorie 0: < Index 1,2
Kategorie 1: ≥ Index 1,2
Kategorie 2: ≥ Index 2,5
Kategorie 3: ≥ Index 5
Kategorie 4: ≥ Index 10
Kategorie 5: ≥ Index 20
*Kategorie X
*Falls das Ergebnis dieses Prüfverfahrens mit einem „X“ gekennzeichnet ist, kann dies mehrere Gründe haben.
Es ist möglich, dass das Handschuhmaterial die Anforderungen an diesen Test ÜBERTROFFEN hat und das Material nicht durchschnitten wurde.
Es war KEINE Testung möglich oder der Test wurde NICHT durchgeführt.
Um dennoch einen Wert zur Schnittfestigkeit zu erhalten, wurde im Rahmen der neuen DIN EN388:2016 ein weiteres Prüfverfahren zur Schnittfestigkeit eingeführt. Hierbei handelt es sich um den sogenannten TDM-Test (gemäß ISO 13997).
Nähere Informationen zum TDM-Test finden Sie weiter unten.
Weiterreißfestigkeit: Kategorie 3
Prüfverfahren:
Der Handschuh wird in eine Zugkraftmaschine eingespannt.
Es wird ermittelt, welcher Kraftaufwand notwendig ist, bis das Handschuhmaterial reißt.
Kategorie 0: 0 bis 9,9 Newton
Kategorie 1: 10 bis 24,9 Newton
Kategorie 2: 25 bis 49,9 Newton
Kategorie 3: 50 bis 74,9 Newton
Kategorie 4: 75 Newton oder mehr
Durchstichfestigkeit: Kategorie 4
Prüfverfahren:
Mittels eines Prüfnagels wird ermittelt, welcher Kraftaufwand erforderlich ist, um das Handschuhmaterial zu durchstechen.
Kategorie 0: 0 bis 20 Newton
Kategorie 1: 20 bis 59,9 Newton
Kategorie 2: 60 bis 99,9 Newton
Kategorie 3: 100 bis 149,9 Newton
Kategorie 4: 150 Newton oder mehr
Wir möchten darauf hinweisen, dass dieser Test keinerlei Aufschluss auf die Schutzeigenschaft gegen Injektionsnadeln oder Kanülen bietet! Nadeln und Injektionsnadeln bzw. Kanülen sind aus unserer Sicht als gefährlicher einzustufen!
Schnittfestigkeit (TDM-Test): Kategorie C
Im Rahmen der EN 388:2016 wurde für Schutzhandschuhe ein weiterer Test zur Schnittfestigkeit (auch TDM-Test genannt) gemäß nach EN ISO 13997 eingeführt.
Das Ergebnis dieses Tests, gibt Aufschluss auf die Schnittfestigkeit, sofern die Kategorie des ersten Tests zur Schnittfestigkeit (COUP-Test) mit einem „X“ gekennzeichnet ist.
Prüfverfahren:
Eine gerade Klinge schneidet mit unterschiedlichem Kraftaufwand über das Handschuhmaterial. Nach jedem Schnitt wird die Klinge erneuert und der Kraftaufwand erhöht.
Es wird ermittelt, welcher Kraftaufwand notwendig ist, um das Material zu durchschneiden.
Kategorie A: 2 Newton
Kategorie B: 5 Newton
Kategorie C: 10 Newton
Kategorie D: 15 Newton
Kategorie E: 22 Newton
Kategorie F: 30 Newton
Wir bitten Sie zu beachten, dass es sich bei beiden Tests zur Schnittfestigkeit (COUP und TDM-Test), um zwei völlig unterschiedliche Test-Methoden handelt. Beide Ergebnisse sind untereinander nicht vergleichbar.
Optionaler Test: Schutz vor stoßartigen Gefahren
Im Rahmen der EN 388:2016 können Handschuhe ebenfalls auf den Schutz vor stoßartigen Gefahren getestet werden. Hierfür wird ein Prüfverfahren gemäß EN 13594:2015 (4.11 / 6.9) angewendet. Bei erfolgreicher Testung erfolgt die eine Ergänzung im Piktogramm mit dem Buchstaben „P“.
Beispiel Handschuhmodell: COP® FG10TS Einsatz- und Zugriffshandschuh
Die Norm EN 13594:2015 definiert die Anforderungen und Prüfverfahren an Schutzhandschuhe für Motorradfahrer. Das Handschuhmodell, und das dafür verarbeitete Material, wird während der Testung auf den Schutz gegen Stöße durch Stürze und Kollisionen geprüft.
Bei erfolgreicher Testung erfolgt die Kennzeichnung anhand eines Prüfzeichens (Motorrad-Symbol) sowie mit den entsprechenden ermittelten Kategorien z.B. „1“ und „KP“. Beide erwähnten Kategorien sowie das abgebildete Beispielbild beziehen sich hierbei auf das Handschuhmodell COP® FG10TS Einsatz- und Zugriffshandschuh.
Die europäische Norm EN 407:2004 definiert die Anforderungen und Prüfverfahren an Schutzhandschuhe gegen thermische Risiken (Hitze und/oder Feuer).
Bitte beachten Sie, dass die DIN EN 407 nicht für Anwendungsbereiche, wie z.B. Brandbekämpfung oder das Arbeiten mit Schweißgeräten gilt!
Ein Handschuh kann nur dann auf die Anforderungen der EN 407:2004 geprüft werden, sofern er im Rahmen der Prüfung der Norm EN 388:2016 in den Bereichen Abrieb- und Weiterreißfestigkeit mindestens die Kategorie 1 erreicht hat!
Während des Prüfverfahrens wird das Handschuhmodell auf sechs Eigenschaften getestet.
Die dabei erzielten Werte werden in Kategorien klassifiziert und können mit der Hilfe des Piktogramms (Hinweisschild mit Flamme) abgelesen werden.
Hierbei gilt der Grundsatz: Je höher die Kategorie, desto besser der Schutz!
- Brennverhalten (Kategorie 0 – 4)
- Kontaktwärme (Kategorie 0 – 4)
- Konvektive Hitze (Kategorien 0 – 4)
- Strahlungswärme (Kategorien 0 – 4)
- Kleine Spritzer geschmolzenen Metalls (nur Eisen) (Kategorien 0 – 4)
- Große Mengen geschmolzenen Metalls (nur Eisen) (Kategorien 0 – 4)
Es ist ebenfalls möglich, dass einzelne Tests nicht durchgeführt wurden oder keine Testung möglich war. In diesem Fall erfolgt eine Kennzeichnung mit dem Buchstaben „X“.
Bei der Norm ASTM F 2878-10 und ASTM F 2878-19 handelt es sich um ein definiertes Testverfahren für das Material von Schutzbekleidung. Dabei wird die Beständigkeit gegen Injektionsnadelstiche ermittelt. Die Testung kann in unterschiedlicheren Bereichen des Handschuhs bzw. in der Handfläche erfolgen.
Anhand einer definierten Injektionsnadelgröße wird ermittelt welcher Kraftaufwand (Newton) erforderlich ist, um das Material im angegebenen Handbereich zu durchstechen.
Die Resultate werden zum leichteren Verständnis in Kategorien von 0 bis 5 eingeteilt.
Es gilt der Grundsatz: Je höher die Kategorie, desto höher der Schutz!
Kategorie: notwendiger Kraftaufwand in Newton
0 < 2
1 ≥ 2
2 ≥ 4
3 ≥ 6
4 ≥ 8
5 ≥ 10
Die Kennzeichnung erfolgt anhand eines Spritzen-Symbols mit der entsprechenden Kategorie.
Beispiel: Einsatzhandschuh COP® NPG TS