Übersicht Handschuhzertifizierungen

Die Norm EN 420:2003 definiert die allgemeinen Anforderungen, Prüfverfahren und Kennzeichnung von Schutzhandschuhen. Durch diese Zertifizierung wird unter anderem sichergestellt, dass sich die verwendeten Materialien und Stoffe, sowie deren Verarbeitung, nicht negativ auf die Gesundheit des Trägers auswirken.

Zusätzlich werden Schutzhandschuhe im Rahmen der EN 420:2003 auf folgende Eigenschaften geprüft: 

  • Ergonomie und Tragekomfort
  • Materialzusammensetzung sowie Kennzeichnung
  • Widerstand des Handschuhmaterials gegen Wasserdurchdringung
  • Leichtigkeit und Stabilität des Handschuhmaterials

Sofern ein Handschuh die Anforderungen an diese Norm erfolgreich besteht, erfolgt eine Kennzeichnung anhand des EN 420 Logos.

Damit ein Handschuh gemäß nach EN 388:2016 zertifiziert werden kann, muss er zunächst erfolgreich auf die allgemeinen Anforderungen der EN 420 geprüft werden.

Vorab möchten wir Sie darüber informieren, dass sämtliche Schutzhandschuhe lediglich schnitt- und stichhemmend sind! Schutzhandschuhe bieten KEINEN absoluten Schutz vor Schnitt- oder Sticheinwirkungen!

Die Norm EN 388:2016 definiert die Anforderungen, die einzelnen Prüfverfahren und die Kennzeichnung von Schutzhandschuhen gegen mechanische Risiken. Anhand dieser Zertifizierung wird das jeweilige Handschuhmodell auf Abriebfestigkeit, Schnittfestigkeit, Weiterreißfestigkeit und Durchstichfestigkeit geprüft.

Die dabei erzielten Werte werden in Kategorien klassifiziert und können mit der Hilfe des Piktogramms (Hinweisschild mit Hammer) abgelesen werden.

Hierbei gilt der Grundsatz: Je höher die Kategorie, desto besser der Schutz!

Testverfahren und Wertungen der DIN 388:2016 im Überblick

Um Ihnen die einzelnen Wertungen und Prüfverfahren genauer zu erläutern, beziehen wir uns im unten abgebildeten Beispiel auf die Werte unseres Handschuhs COP® CR214TS.

Abriebfestigkeit: Kategorie 2

Prüfverfahren:

Eine rotierende Scheibe, die mit Schleifpapier versehen ist, scheuert über das Handschuhmaterial.

Es wird ermittelt, wie viele Zyklen erforderlich sind, bis das Material durchscheuert.

Kategorie 0:                0 bis 99 Zyklen

Kategorie 1:                100 bis 499 Zyklen

Kategorie 2:                500 bis 1999 Zyklen

Kategorie 3:                2000 bis 7999 Zyklen

Kategorie 4:                8000 Zyklen oder mehr

Schnittfestigkeit (COUP-Test): Kategorie 3

Prüfverfahren:

Ein rotierendes Kreismesser schneidet mit gleichbleibender Geschwindigkeit und konstanter Kraft (5 Newton) über das Handschuhmaterial. Das Ergebnis wird zur Vereinfachung mit einem Index-Wert angegeben. Dieser Wert setzt sich aus der Anzahl der Zyklen zusammen, die erforderlich sind, um das Material zu durchschneiden sowie aus dem Abnutzungsgrad der verwendeten Klinge.

Kategorie 0:                < Index 1,2

Kategorie 1:                ≥ Index 1,2

Kategorie 2:                ≥ Index 2,5

Kategorie 3:                ≥ Index 5

Kategorie 4:                ≥ Index 10

Kategorie 5:                ≥ Index 20

*Kategorie X 

 *Falls das Ergebnis dieses Prüfverfahrens mit einem „X“ gekennzeichnet ist, kann dies mehrere Gründe haben.

Es ist möglich, dass das Handschuhmaterial die Anforderungen an diesen Test ÜBERTROFFEN hat und das Material nicht durchschnitten wurde.

Es war KEINE Testung möglich oder der Test wurde NICHT durchgeführt.

 Um dennoch einen Wert zur Schnittfestigkeit zu erhalten, wurde im Rahmen der neuen DIN EN388:2016 ein weiteres Prüfverfahren zur Schnittfestigkeit eingeführt. Hierbei handelt es sich um den sogenannten TDM-Test (gemäß ISO 13997).

Nähere Informationen zum TDM-Test finden Sie weiter unten.

Weiterreißfestigkeit: Kategorie 3

Prüfverfahren:

Der Handschuh wird in eine Zugkraftmaschine eingespannt.

Es wird ermittelt, welcher Kraftaufwand notwendig ist, bis das Handschuhmaterial reißt.

Kategorie 0:                0 bis 9,9 Newton

Kategorie 1:                10 bis 24,9 Newton

Kategorie 2:                25 bis 49,9 Newton

Kategorie 3:                50 bis 74,9 Newton

Kategorie 4:                75 Newton oder mehr

Durchstichfestigkeit: Kategorie 4

Prüfverfahren:

Mittels eines Prüfnagels wird ermittelt, welcher Kraftaufwand erforderlich ist, um das Handschuhmaterial zu durchstechen.

Kategorie 0:                0 bis 20 Newton

Kategorie 1:                20 bis 59,9 Newton

Kategorie 2:                60 bis 99,9 Newton

Kategorie 3:                100 bis 149,9 Newton

Kategorie 4:                150 Newton oder mehr

Wir möchten darauf hinweisen, dass dieser Test keinerlei Aufschluss auf die Schutzeigenschaft gegen Injektionsnadeln oder Kanülen bietet! Nadeln und Injektionsnadeln bzw. Kanülen sind aus unserer Sicht als gefährlicher einzustufen!

Schnittfestigkeit (TDM-Test): Kategorie C

Im Rahmen der EN 388:2016 wurde für Schutzhandschuhe ein weiterer Test zur Schnittfestigkeit (auch TDM-Test genannt) gemäß nach EN ISO 13997 eingeführt.

Das Ergebnis dieses Tests, gibt Aufschluss auf die Schnittfestigkeit, sofern die Kategorie des ersten Tests zur Schnittfestigkeit (COUP-Test) mit einem „X“ gekennzeichnet ist.

Prüfverfahren:

Eine gerade Klinge schneidet mit unterschiedlichem Kraftaufwand über das Handschuhmaterial. Nach jedem Schnitt wird die Klinge erneuert und der Kraftaufwand erhöht.

Es wird ermittelt, welcher Kraftaufwand notwendig ist, um das Material zu durchschneiden.

Kategorie A:               2 Newton

Kategorie B:               5 Newton

Kategorie C:               10 Newton

Kategorie D:               15 Newton

Kategorie E:               22 Newton

Kategorie F:               30 Newton

Wir bitten Sie zu beachten, dass es sich bei beiden Tests zur Schnittfestigkeit (COUP und TDM-Test), um zwei völlig unterschiedliche Test-Methoden handelt. Beide Ergebnisse sind untereinander nicht vergleichbar.

Optionaler Test: Schutz vor stoßartigen Gefahren

Im Rahmen der EN 388:2016 können Handschuhe ebenfalls auf den Schutz vor stoßartigen Gefahren getestet werden. Hierfür wird ein Prüfverfahren gemäß EN 13594:2015 (4.11 / 6.9) angewendet. Bei erfolgreicher Testung erfolgt die eine Ergänzung im Piktogramm mit dem Buchstaben „P“.

Beispiel Handschuhmodell: COP® FG10TS Einsatz- und Zugriffshandschuh

Die Norm EN 13594:2015 definiert die Anforderungen und Prüfverfahren an Schutzhandschuhe für Motorradfahrer. Das Handschuhmodell, und das dafür verarbeitete Material, wird während der Testung auf den Schutz gegen Stöße durch Stürze und Kollisionen geprüft.

Bei erfolgreicher Testung erfolgt die Kennzeichnung anhand eines Prüfzeichens (Motorrad-Symbol) sowie mit den entsprechenden ermittelten Kategorien z.B. „1“ und „KP“. Beide erwähnten Kategorien sowie das abgebildete Beispielbild beziehen sich hierbei auf das Handschuhmodell COP® FG10TS Einsatz- und Zugriffshandschuh.

Die europäische Norm EN 407:2004 definiert die Anforderungen und Prüfverfahren an Schutzhandschuhe gegen thermische Risiken (Hitze und/oder Feuer).

Bitte beachten Sie, dass die DIN EN 407 nicht für Anwendungsbereiche, wie z.B. Brandbekämpfung oder das Arbeiten mit Schweißgeräten gilt!

Ein Handschuh kann nur dann auf die Anforderungen der EN 407:2004 geprüft werden, sofern er im Rahmen der Prüfung der Norm EN 388:2016 in den Bereichen Abrieb- und Weiterreißfestigkeit mindestens die Kategorie 1 erreicht hat!

Während des Prüfverfahrens wird das Handschuhmodell auf sechs Eigenschaften getestet.

Die dabei erzielten Werte werden in Kategorien klassifiziert und können mit der Hilfe des Piktogramms (Hinweisschild mit Flamme) abgelesen werden.

Hierbei gilt der Grundsatz: Je höher die Kategorie, desto besser der Schutz!

-        Brennverhalten (Kategorie 0 – 4)

-        Kontaktwärme (Kategorie 0 – 4)

-        Konvektive Hitze (Kategorien 0 – 4)

-        Strahlungswärme (Kategorien 0 – 4)

-        Kleine Spritzer geschmolzenen Metalls (nur Eisen) (Kategorien 0 – 4)

-        Große Mengen geschmolzenen Metalls (nur Eisen) (Kategorien 0 – 4)

Es ist ebenfalls möglich, dass einzelne Tests nicht durchgeführt wurden oder keine Testung möglich war. In diesem Fall erfolgt eine Kennzeichnung mit dem Buchstaben „X“.

Bei der Norm ASTM F 2878-10 und ASTM F 2878-19 handelt es sich um ein definiertes Testverfahren für das Material von Schutzbekleidung. Dabei wird die Beständigkeit gegen Injektionsnadelstiche ermittelt. Die Testung kann in unterschiedlicheren Bereichen des Handschuhs bzw. in der Handfläche erfolgen.

Anhand einer definierten Injektionsnadelgröße wird ermittelt welcher Kraftaufwand (Newton) erforderlich ist, um das Material im angegebenen Handbereich zu durchstechen.

Die Resultate werden zum leichteren Verständnis in Kategorien von 0 bis 5 eingeteilt.

Es gilt der Grundsatz: Je höher die Kategorie, desto höher der Schutz!

Kategorie:                notwendiger Kraftaufwand in Newton

      0                                           < 2

      1                                           ≥ 2

      2                                           ≥ 4 

      3                                           ≥ 6

      4                                           ≥ 8

      5                                           ≥ 10

Die Kennzeichnung erfolgt anhand eines Spritzen-Symbols mit der entsprechenden Kategorie.

Beispiel: Einsatzhandschuh COP® NPG TS